März 2023

Archiv


fliehe - schweige - ruhe

Diese Weisung stammt von Arsenios dem Großen (354 – 440 n. Chr.), einem in Rom geborenen Heiligen, der als Einsiedler in Ägypten große Bedeutung erlangte und als einer der großen Wüstenväter gilt. Überlie-fert sind von ihm in der „Sammlung der Sprüche der Wüstenväter“ 44 Sätze, die von Bildung und Menschenkenntnis zeugen.

Als der Altvater Arsenios noch im Palast weilte, betete er zu Gott: „Herr, zeige mir einen Weg, wie ich Rettung finde!“ Und es kam eine Stimme zu ihm, die sprach: „Arsenios, fliehe die Menschen, und du wirst gerettet werden.“ Als er sich dann bereits in das Einsiedlerleben zurückgezogen hatte,

betete er wieder mit den gleichen Worten. Und er hörte eine Stimme, die zu ihm sagte: „Arsenios, fliehe, schweige, ruhe! Das sind die Wurzeln der Sündenlosigkeit.“

Fliehe!
Was ist damit gemeint? Im Markusevangelium sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Kommt, wir gehen an einen einsamen Ort, wo wir alleine sind.“ Fliehen bedeutet nicht, vor sich selbst oder Unliebsamem davon zu laufen. Es handelt sich vielmehr um eine Flucht in sich selbst, ein „bei sich selber ankommen“.

Schweige!
Äußerliches Schweigen bedingt innerliches Schweigen und dieses innerliche Still werden führt uns wiederum zu uns selber und zu Gott. Es braucht viel Mut, sich auf sich selbst und damit all das Verdrängte und Verdeckte einzulassen, aber erst in dieser Stille können wir uns und Gott wahrnehmen. Das Schweigen dient dem Hinhören, dem Lauschen auf das zarte Flüstern, das „sanfte, leise Säuseln“ (vgl. 1Kön 19,12), das von Gott ausgeht.

Ruhe!
Fliehen und Schweigen bringen uns letztendlich körperliche, aber auch innerliche Ruhe und  sensitives Wahrnehmen: Was brauche ich? Was tut mir gut? Was tut meinem Gegenüber gut?

Wir sind es nicht mehr gewohnt, mit Ruhe umzugehen in einer Zeit, wo der Alltag oft übervoll ist: Termine, Verpflichtungen, Gespräche. Und noch immer glauben viele, zu wenig zu tun und „dem Herrgott den Tag zu stehlen“, wenn sie für kurze Zeit Erholung suchen. Dennoch wünschen sich viele Menschen nichts sehnlicher als Zeit und Ruhe. Wie das, ausgehend von der Anleitung „fliehe – schweige – ruhe“ des frühchristlichen Mönchs Arsenios, gelingen kann, erläutert der Theologe Dr. Michael Kapeller in einem Vortrag in unserem Pfarrhof am Donnerstag, den 16. März 2023, um 19.00 Uhr.